Schneller & kostenloser Versand ab 35€

Ikebana (生け花)

Alles, was ist, wird wieder vergehen! Für Japaner gehört die Vergänglichkeit auf natürliche Weise zum Leben dazu. Dass das Leben endlich ist, bereitet ihnen keine Angst. Im Gegenteil, das Bewusstsein für die Vergänglichkeit des Daseins führt dazu, dass sie ihre Zeit mehr schätzen und nutzen. Diese Akteptanz der Vergänglichkeit spielt in der japanischen Kultur ein entscheidende Rolle. Demnach gilt die Gegenwart als die höchste Form des Daseins und wird durch viele Rituale besonders zelebriert, so beispielsweise durch das Blumenstecken Ikebana.

 

Ikebana (jap. 生け花 auch いけばな) bedeutet „Blumen zum Leben erwecken“. Bei der traditionellen Kunst des Blumensteckens handelt es sich für Japaner nicht einfach um eine Freizeitbeschäftigung, sondern um eine Form der Meditation. Durch eine spezielle Betrachtung der Natur soll der Mensch das eigene Sein besser begreifen. In einem kleinen, selbst erschaffenen Kosmos aus Blumen, Zweigen, Holz, Steinen und Wasser wird der Kreislauf des Lebens symbolisiert – seine Schönheit, aber auch seine Vergänglichkeit. Die Natur folgt einem Zyklus. Ein Samen keimt aus, wächst empor, ergrünt, blüht, verbreitet seine Samen, verblüht und vertrocknet schließlich. Immer und immer wieder. Dieser natürliche Ablauf ist unumgänglich. Doch auf Vergangenes folgt stetig Neues. Der Japaner akzeptiert, als Mensch ein Teil dieses ewigen Kreislaufes zu sein. Und anstatt dem Leben zugleich mit Angst vor dem Tod zu begegnen, wird das Dasein gefeiert und in jedem Ende einen Neubeginn gesehen.

 

Ihren Ursprung haben Ikebana-Blumengestecke im Buddhismus, wo sie als rituelle Blumenopfer buddhistischer Priester verwendet wurden. Im 16. Jahrhundert wurde die Blumenkunst schrittweise in die japanische Teezeremonie mit eingebracht und dadurch bekannt. Schließlich entwickelte sich daraus eine eigene Kunstform mit philosophischer Symbolik. 

 

Es gibt keine feste Anleitung für ein Ikebana-Arrangement. Zumeist beinhaltet der Aufbau 3 unterschiedliche symbolische Gestaltungsebenen: Shin, Hikae und Soe – Himmel, Erde und Menschheit. Dabei steht der höchste Zweig des Arrangements für den Himmel (Shin). Die Anordnung der verschiedenen Blumenelemente auf den jeweiligen Gestaltungsebenen soll nicht nur zum Ausdruck bringen, was der Arrangierende sieht, sondern auch, was er fühlt. Das Ikebana-Naturbild versinnbildlicht damit die kosmische Ordnung, in welcher sich der Arrangierende selbst sieht. Der objektive Betrachter, der die Anordnung zu deuten weiß, erhält auf diese Weise einen tiefgründigen Einblick in eine fremde Gedankenwelt.